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Raumklima ist viel mehr als nur Temperatur. Die Zutaten bestehen aus dem Gasgemisch Luft, Zugfrei-
heit, Staubgehalt, Feuchtigkeit, Oberflächentemperaturen, Bau-Werkstoffe, Licht, Geruch, Farben,
Ionisationsgrad, elektromagnetische Felder, Lärmpegel, Schadstoffgehalt, Frischluftversorgung.
Alle diese Faktoren bilden ein Bioklima und haben unmittelbaren Einfluss auf Wohlbefinden,
Konstitution und Gesundheit.
Betrachten wir sommerlich unbeheizte Räume, in denen Sie sich wohl fühlen. Sie weisen folgende
Merkmale auf:
Oberflächentemperatur ALLER Oberflächen liegt zwischen 19 und 21 Grad, kein Luftzug, optimale
Luftfeuchte, hoher Ionengehalt (wird oft als frisch bezeichnet), staubarm.
Wenn Sie in dieser Situation einfach einmal im Bereich der Füße die Luft mit den Händen in
Bewegung versetzen, werden Sie sofort eine Kühle feststellen. Dieser Luftzug wird bei
Konvektionsheizung im Winter produziert und ist maßgeblich für das Empfinden von unangenehmer
Fußkälte verantwortlich. In Folge wird deshalb die Lufttemperatur erhöht. Anders ausgedrückt
erhöhen konvektionsbeheizte Räume den Wärmebedarf!
Eine wesentliche Funktion der Lunge ist die der Kühlung. Die Toleranz unserer Körperkerntemperatur
beträgt ca. 0,5 Grad. Ausserhalb dieses Bereiches beginnen Makromoleküle verrückt zu spielen -
viele essentielle Körperfunktionen sind behindert.
Die Oberfläche der Lunge hat Tennis- bis Fußballfeldgröße - 60-70 mal größer als unsere Haut!
Die Haut hat im Vergleich dazu gerade mal 2 Quadratmeter Oberfläche.
Die Lunge wird somit durch warme Luft massiv bei der Erfülllung Ihrer Kühlfunktion behindert.
Der Sachverhalt führt u.a. zur Öffnung der Blutgefäße und Hautporen und damit zu einer höheren
Belastung des Herzens.
Der aufgewirbelte Staub und Dreck wird zudem eingeatmet, belastet die Schleimhäute und führt zu
deren Austrocknung. Wir verunreinigen unser wichtigstes Lebensmittel. Der Lüftungsbedarf und damit
die Lüftungswärmeverluste steigen an.
In der Heizdebatte wird unzulässigerweise Konvektionsheizung mit den Wirkmechanismen der
Strahlungswärme vermengt.
Die empfundene Wärme in einem Strahlungsklima hängt aber weitestgehend von der Oberflächen-
temperatur der umgebenden Flächen ab - so wird nachvollziehbar, daß man sich bei 17-20 Grad
Raumlufttemperatur in einem Strahlungswärmeklima dennoch wohl und behaglich fühlen kann.
Der Zusammenhang läßt sich gut am Behaglichkeitsdiagramm nach Bedford und Liese ablesen.
Verschiedene Laborversuche, in denen Menschen trotz hoher Lufttemperatur frieren, weil die
Hüllflächen sehr kühl sind und umgekehrt bei niedrigen Lufttemperaturen sogar in´s Schwitzen
geraten, wenn die Hüllflächen sehr warm sind, bestätigen das - siehe auch das Eingangsbeispiel bei
der Einführung in die Temperierung.
Beachten Sie daher bitte unbedingt Folgendes:
Der Energieaustausch zwischen festen Körpern erfolgt über Strahlung!
Diese Mechanismen funktionieren vollständig anders als Lufterwärmungssysteme,
die eine freie, chaotische Konvektion erzeugen. Im Strahlungwämreklima ist die Erwärmung
der Luft ist eine Folge entsprechender Oberflächentemperaturen - bei Strahlungswärme wird
die Oberfläche von Materie zwecks Abgabe der gewünschten Strahlungsleistung erwärmt.
Diese beiden Systeme sind strikt getrennt zu betrachten. Strahlungswärme erfordert eine
gänzlich andere Denkweise.
Um ein gesundes, behagliches und Bausubstanz erhaltendes Raumklima zu erzeugen, muß die
Gebäudehülle - also Wände, Fenster und Boden - und die Beheizung immer als ein System
zusammenwirkender Komponenten verstanden werden. Eine häufig gemachte Erfahrung soll dies
verdeutlichen:
Nach dem Austausch von undichten Altfenstern in Altbauten treten plötzlich Schimmelprobleme in den
Räumen auf, die vorher unbekannt waren. Das Schimmelproblem ist in diesen Fällen auch durch
vermehrtes Lüften nicht in den Griff zu bekommen. Das System Wand - Fenster - Beheizung
funktioniert in dieser neuen Konstellation einfach nicht mehr, da die neuen Fenster das bisherige
System zu dicht machen!
Heizsysteme mit freier Konvektion sind z.B. gekennzeichnet durch hohen (Fein-)Staubgehalt,
Zugerscheinungen, stark vermindertem Ionisationsgrad und Bauteilfeuchte in den Hüllflächen.
Das geschilderte Beispiel eines sommerlichen Raumes legt nahe, daß bei Beheizung nach Lösungen
zu suchen ist, die auf möglichst einfache Art die sommerlichen Verhältnisse möglichst gut erreichen
können.
Korrekt ausgelegte Strahlungswärmesysteme halten oder erhöhen den Ionisationsgrad (Luft wird als
frisch empfunden), verursachen keine Staubaufwirbelung, erzeugen temperierte und trockene
Oberflächen, wirken stabilisierend auf Luftfeuchtigkeit, halten die Belastung mit Sporen, Erregern und
Allergenen auf einem niedrigen Niveau und vermindern den Lüftungsbedarf. Das Raumklima ist im
Vergleich zu freier Konvektion selbst dann noch deutlich besser, wenn bereits unvorteilhafte
Baumaterialien oder Wandaufbauten vorliegen.
Und natürlich ist ein gutes und abgestimmtes Lüftungsverhalten erforderlich - dazu braucht es
keine aufwendige Lüftungstechnik - informierte und bewusste Nutzer sowie eine saubere Analyse der
Gebäudestrukuren vorausgesetzt. Der Lüftungsbedarf liegt dabei ohnehin schon deutlich niedriger
und ist unkritisch, da die Luft nicht mehr Heizmedium ist.